Seite 1

Niemand soll jemals wieder seinen Mann stehen müssen!

oder: warum Cristiano Ronaldo vor dem Freistoß immer breitbeinig dasteht

Texto en español!

Dieser Artikel will zeigen, dass auch Jungs und Männer ein Interesse daran haben, die Geschlechterrollen abzuschaffen. Klar, für Frauen liegt es näher, wie man in dieser Ausgabe im Feminismus-Artikel lesen kann. Wenn Männer sich hingegen für das Geschlechterverhältnis interessieren, überwiegt oft die Vorstellung, das sei ein Thema „der Frauen“, mit denen mann sich selbstlos solidarisch zeigen müsse. Doch viele Männer interessieren sich erst gar nicht für solche Themen. Sollten sie aber, denn auch Männer leiden unter der Geschlechterordnung. Eine sehr schiefe Wahrnehmung dieses Leidens hat derweil bereits den Mainstream erreicht: Die konservative Ministerin Kristina Schröder will Jungs mehr fördern, und eine „Männerbewegung“ ist angetreten, um den Stolz aufs Mannsein zu propagieren. Doch ich will nicht stolz aufs Mannsein sein, sondern Männlichkeit abschaffen. Warum das alles? Weiterlesen →

We don‘t have to take our clothes off to have a good time

Keine Lust auf Sex und glücklich

Ein Text über Asexualität in der SaZ über Sex, Liebe und Geschlechterverhältnisse – was soll das denn? Viele Artikel dieser Ausgabe beschäftigen sich mit Sex. Es gibt aber auch Menschen, die gar keinen Bock darauf haben. Und das in einer Welt, die uns den ganzen Tag vorspielt, dass alle immer Lust haben wollen müssen. Doch auch die Lust auf Sex ist nichts Natürliches, sondern hängt eng mit gesellschaftlichen Vorstellungen und Anforderungen zusammen: Ich laufe durch die Stadt und gucke auf Plakatwände. Ich fahre U-Bahn und sehe die Werbung. Ich sitze im Wartezimmer und blättere durch die Zeitschriften. Den ganzen Tag scheint klar zu sein: Sex wollen alle immer. Wer in dieser Welt dauerhaft keine Lust darauf hat und das auch noch sagt, verunsichert. Asexualität stellt die Norm in Frage, dass alle immer ficken oder gefickt werden wollen.
Auf der Grundlage eines Fanzines über Asexualität, das uns sehr gut gefallen hat (http://asexyqueer.blogsport.de/), haben wir folgende Fragen formuliert. Weiterlesen →

Weiblich, männlich, anderes

„Geschlecht“ ist ein Merkmal, das uns alle stark prägt. Ob die Zuweisung bei der Geburt oder die Zuschreibung von anderen oder mir selbst: das, was wir angeblich sind, ist an gesellschaftlichen Normen und Regeln orientiert. Doch wie werden wir zu „Männern“ und „Frauen“ gemacht und was macht das mit uns?

Auf den ersten Blick scheint alles klar und festgelegt. Es gibt Jungen, sie kommen mit einem Pimmel auf die Welt, spielen gerne mit Feuerwehrautos und später werden sie mal Ingenieur, und es gibt Mädchen, sie haben eine Vulva, lieben Puppen und später ihre Kids. Hört sich ganz schön bescheuert an, und ist es auch. Obwohl es in der Realität allgegenwärtig ist und reale Auswirkungen hat, so einfach ist die Sache mit dem Geschlecht und allem drum herum gar nicht: Biologisches Geschlecht, chromosomales Geschlecht, hormonelles Geschlecht oder Hebammen-Geschlecht, dazu noch gefühltes und soziales Geschlecht, um nur ein paar der gängigsten Kategorien zu nennen. Hmm… Ganz schön viel. Was zählt denn nun? Gute Frage, andererseits auch wieder nicht. Denn die Frage müsste ja lauten: Warum ist es denn so wichtig, welches Geschlecht wir haben? Weiterlesen →

05.10. Berlin: offenes Treffen des „Straßen aus Zucker“-Bündnisses

Du fandest die „Strassen aus Zucker“ richtig gut und/oder willst über einiges nochmal diskutieren…
Du hast Bock mitzumachen, was ähnliches zu machen und/oder andere Ideen politisch aktiv zu werden…
Du suchst eine Gruppe oder willst mit Freund_innen was aufziehen und brauchst Unterstützung…
Komm doch einfach zu unserem offenen Treffen!

Freitag – 05.10. – 18.00 Uhr im k-​fe­tisch (Wil­den­bruch­stra­ße 86, 12045 Ber­lin).

strassen aus zucker

Interview mit NEONSCHWARZ (Captain Gips / Johnny Mauser / Marie Curry)

NEONSCHWARZ heißt seit 2012 das gemeinsame Projekt der drei Hamburger_innen Marie Curry, Captain Gips und Johnny Mauser, die auch zuvor schon solo, zu zweit oder zu dritt unterwegs waren. Bereits 2010 landeten sie mit „On a journey“ zusammen einen Sommerhit, der zum YouTube-Blockbuster avancierte. Von Kiel bis Bern kennt das neonschwarze Dreigestirn wohl jedes autonome Jugendzentrum von innen, hat in Clubs, auf Fusion Hangars und als Vorband von Frittenbude für Begeisterung gesorgt.

Beim Hamburger Superlabel Audiolith haben die drei einen vertrauensvollen Patenonkel gefunden und sind dort in bester Gesellschaft von Bands wie Egotronic, Frittenbude und Supershirt. Bisher erschienen unter Audiolith-Flagge die Captain Gips Singles „Was ihr liebt“ und „Bettman“ sowie das Johnny Mauser Album „Die Sendung mit dem Mauser“ als Vinyl. Jetzt folgen die Doppelsingle „Heben ab / On a journey“ am 10.08.12 sowie die EP „Unter’m Asphalt der Strand“ am 17.08.12.
Anläßlich dieser Veröffentlichungen haben wir exklusiv für Euch ein Interview mit Neonschwarz geführt und das könnt ihr Euch nun hier reinziehen!
neonschwarz straßen aus zucker interview

Ihr habt ja einerseits Texte, mit denen ihr euch politisch positioniert und seid zum Beispiel gegen den Nazi-Aufmarsch im Juni in HH aktiv gewesen. Was ist die Musik für euch – Business, Ausdruck euer Politischen Überzeugung, Kunst?
Weiterlesen →

Let‘s make a decision!

Was wir von Parteien und Parlamentarismus halten…

Auf ausgetretenen Pfaden…
Was tun, wenn man sich für Politik interessiert, sich nach Diskussionen, Argumenten und politischen Menschen umschauen oder politisch in Aktion treten will? Fragt man mal rum, werden die meisten antworten: „Da musste in eine Partei gehen.“ Parteien und Parlament sind also für die meisten Leute die naheliegende Form „Politik zu machen“. Leider hat das oft das Missverständnis zur Folge, dass der ganze Rest des gesellschaftlichen Lebens für unpolitisch gehalten wird. So ist vielen gar nicht bewusst, dass z.B. der Leistungsdruck in der Schule auch politisch gewollt ist, um die Schüler_innen früh für den Arbeitsmarkt zu drillen. Diskussionen über die Verhältnisse in der Schule, am Arbeitsplatz, im JobCenter finden daher wenig an ebendiesen Orten statt. Sie sind ausgelagert in den akzeptierten Bereich der Parteienpolitik.
Dabei denken wir jedoch eher an stundenlange Satzungsdiskussionen in zugigen, neonlichtbeleuchteten Mehrzweckhallen, langweilige, zur großen Entscheidungsfrage hochstilisierte Wahlen zwischen Merkel und Steinmeier. Kurz: An Ödnis, an Parolen wie „Näher am Menschen – CDU!“, und vor allem eben an Entscheidungen, die über die Köpfe der Leute hinweg passieren und meistens auch gegen deren Interessen. Oder wie es der ehemalige Bundeskanzler Kohl sagte: „Die demonstrieren, wir regieren.“
Unsere Vorstellung von Politik ist eine andere: Wir glauben, dass eine herrschaftsfreie Gesellschaft nur durch Selbstorganisation entwickelt werden kann, durch konkrete Initiativen, die aber die gesamtgesellschaftliche Veränderung nie aus dem Blick verlieren. Weiterlesen →

Wir sind nicht behindert, wir werden behindert.

„Nicht unsere Körper sind falsch, sondern die Gesellschaft, die nicht für sie eingerichtet ist“

ENGLISH!

Wenn heute staatliche Stellen von Selbstbestimmung von behinderten Menschen reden, ist das keine Selbstverständlichkeit, sondern einer Bewegung zu verdanken, die vor 40 Jahren in den USA anfing, ein paar Jahre später in die BRD kam und die viele doch nicht kennen: die Behindertenbewegung. Erstmals artikulierten sich viele laut, undankbar, ja offen zornig über die ständige Bevormundung. Wir sprachen mit dem linken Aktivisten Tim darüber, wer wo wen behindert, was noch passieren muss, dass aus „Sorgenkindern“ Menschen werden und warum behinderte Menschen nicht ins Kino gehen sollen.

Viele kennen die Frauenbewegung, den Kampf von Lesben und Schwulen, aber von einer „Behindertenbewegung“ haben wenige was gehört. Verwundert Dich das? Und verwendest Du eigentlich den Begriff „behindert“? Weiterlesen →

Theorie und Praxis

Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen

Text v češtině

Wenn man Leute kennt, die sich mit Politik beschäftigen, erlebt man oft verschiedene Vorstellungen von politischer Arbeit: Da gibt es einige, die finden Theorie langweilig und wollen sofort alle gesellschaftlichen Probleme am Schopf packen. Und solche, die stattdessen vor allem lesen und diskutieren und nicht ganz so oft auf den Demos zu sehen sind. Diese Lagerbildung hat viel mit persönlichen Präferenzen zu tun. Theorie und Praxis müssen dabei aber nicht unbedingt ein Widerspruch sein: Manchmal kann sich verschiedene politische Arbeit ergänzen. Und fast alle sind sich einig, dass es praktische Handlungen gibt, die superwichtig sind. Ob bei sexistischen Äußerungen intervenieren, sich und Freund_innen vor prügelnden Ekelnazis schützen oder sich mit Flüchtlingen zu solidarisieren. Diese praktischen Aktionen sind wichtig, weil sie aktuelle gesellschaftliche Zumutungen mildern. Ob sie die Gesellschaft dauerhaft ändern, sei mal dahingestellt, aber sie scheinen das Leben doch wenigstens vorübergehend ein wenig angenehmer zu machen.
Schwieriger zu beantworten halten wir aber die Frage, wie sich Gesellschaft jetzt grundlegend verändern lässt und welche Rolle Theorie und Praxis da spielen?

Im Zweifel für den Zweifel – Theorie und Kritik
Warum ist Theorie für politische Arbeit wichtig? Da fällt uns einiges ein. Zum einen wollen wir mit unserer Politik nicht bloß Mainstream Common Sense nachplappern. Wir wollen kreativ Dinge hinterfragen und neu gestalten. Um das Bestehende zu reflektieren und zu hinterfragen ist es meist notwendig zu lesen, nachzudenken und zu diskutieren: Theorie zu machen. Weiterlesen →

Burn, burn, yes you‘re gonna burn

Tom Morello ist Gitarrist von „Rage Against The Machine“ und als Solokünstler „The Nightwatchman“ unterwegs. Als linker Aktivist unterstützt er Arbeitskämpfe, die Rechte von Migrant_innen und setzt sich gegen die Todesstrafe ein. Die Straßen aus Zucker trafen Tom vor einem Konzertauftritt anlässlich des 100. Geburtstags des kommunistischen US-Folksängers Woody Guthrie.

ENGLISH!

ESPAÑOL!


In unserer aktuellen Ausgabe beschäftigen wir uns mit Fragen nach Organisierung für eine radikale Gesellschaftsveränderung. Was sind denn Deiner Meinung nach die besten Strategien?

Ich zögere immer, Empfehlungen zu geben für Situationen, von denen ich kein Teil bin. Aber ich kann natürlich erzählen, wie es gerade für mich in den USA ist, eure Leser_innen müssen dann für sich entscheiden, ob daraus was zu lernen ist. Also, im Laufe der letzten Jahre gab es dort einige dramatische Veränderungen. In Europa sind Klassenverhältnisse ein heiß debattiertes Thema unter Leuten, die eine andere Welt sehen wollen. In den USA ist das eigentlich nicht der Fall. Und das ist das Ermutigendste an der pro-Gewerkschafts- und der Occupy-Bewegung. Gerade haben die Leute das Gefühl, dass sie wortwörtlich ökonomisch mit dem Rücken gegen die Wand stehen, und ihre Interessen zeigen sich deutlicher in dieser Zeit der wirtschaftlichen Rezession. Für erfolgreichere Organisierung muss man „outside the box“ denken. Weil wir eben so einer monolithischen Machtstruktur gegenüberstehen, die gegen uns ist. Weiterlesen →