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Das Falsche vs. das Falsche … oder: Was tun?! Eine Einleitung in diese Ausgabe

Wann hören die schrecklichen Nachrichten endlich wieder auf? Warum werden halbwegs tolerante Positionen so massiv angegriffen, dass man es kaum mehr schafft, die wirklich menschenfreundlichen in die Diskussion einzubringen? Wir leben in hässlichen Zeiten. Extrem rechte Parteien sitzen im deutschsprachigen Raum in allen Parlamenten – oder sogar in der Regierung. Angriffe gegen Refugees geschehen so häufig, dass sie es selten mehr in die Nachrichten schaffen und selbst im ach so liberalen Berlin gibt es Gewalttaten gegen Menschen mit Kippa, Kopftuch oder gegen Transpersonen auf offener Straße. 88 Prozent der deutschen Bevölkerung wollen, dass sich Geflüchtete mehr „in unsere Kultur integrieren“, wobei Integration heute nichts anderes heißt als Drangsalierung und Menschenmaterial sortieren. Schauen wir über Kaltland hinaus, sieht es leider nicht besser aus: rechtsradikale Parteien gewinnen überall an Einfluss, faschistische Gruppen an Präsenz und autoritäre Staatsoberhäupter mit offenkundig rassistischen, sexistischen und anders gewaltvollen Positionen lassen sich in fast jeder Region als Erlöser der Nation feiern.

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„Die gefährlichste Gang der Stadt ist die Antifa“

So hyperventilierte einst Heinz Buschkowsky als rechts-konservativer SPD-Bürgermeister von Berlin-Neukölln. Hatte er damit ausnahmsweise mal Recht? Geht so. Denn tatsächlich gibt es „die“ Antifa genauso wenig als einheitliche Gruppe oder Bewegung wie „den“ schwarzen Block. Eine Straßengang ist sie auch nicht. Die Antifaschistische Aktion ist vielmehr ein vielseitiger politischer Kampf gegen die Faschist*innen in den letzten 90 Jahren – inklusive Diskussionen um die richtige Kritik, um Strategien und Konzepte.

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(Bild: SMAC-Film)

„Wo bleibt die RAF, wenn man sie braucht?“ Martin Sonneborn schaltet sich im SaZ-Interview in Merkel-Nachfolgedebatte ein

(Bild: SMAC-Film)

Ein Gespräch mit dem Satiriker Martin Sonneborn (Die Partei, MdEP, Herausgeber Titanic)

(Vorabdruck aus der Straßen aus Zucker #14, hier zur gesamten Ausgabe als pdf)

Herr Sonneborn, wir sind kritisch, haben aber auch ein paar harmlose Fragen mittendrin eingebaut, quasi als Wohlfühlinseln. Und steigen mal mit einer Schmeichelei ein: Wir nehmen die „Partei“ als einen zentralen antifaschistischen Akteur wahr, ihre Plakate beziehen oft klar Stellung. Und wenn man sich den Erfolg anderer Satireparteien in Europa anschaut, gibt es ja auch gute Gründe, den Platz links zu besetzen. Aber müsste man, wenn es gegen die Faschisierung geht, nicht zu stärkeren Mitteln als Klamauk und Satire greifen?

Doch, natürlich. Aber wird das mit den Wohlfühlinseln auch gedruckt?

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HamburgHamburgYeah, Krawall & Remmidemmi

Argumentationshilfen zu ein paar gewaltigen Protesten

Alle Jahre wieder gibt es sie: Gipfeltreffen, Bundesparteitage oder Naziaufmärsche, die „von gewalttätigen Protesten begleitet” werden, wie es dann so schön in den Nachrichten heißt. So auch in Hamburg im Juli 2017. Zum G20-Gipfel versammelten sich die Merkels, Trumps, Erdogans und weitere Staatsoberhäupter der „wichtigsten Industrie- und Schwellenländer” zwei Tage lang und inszenierten rund um die neu erbaute Elbphilharmonie zu den Klängen von „Freude, schöner Götterfunken” Verhandlungen über die Verwaltung der Welt. Danach rückten vor allem die Bilder teils militanter Gegenproteste in den Fokus der Öffentlichkeit: Abgefackelte Fiat Puntos, brennende Barrikaden und ein geplünderter REWE. Neben den wenigen sachlichen Analysen dieser „Randale” reichte die Bandbreite der Einschätzungen von gruseligen Vergleichen, wie „Es war der Holocaust” (eine Anwohnerin), bis zu eher gelangweilt vorgetragenen Hinweisen, die „Krawalle” seien doch letztlich unpolitisch. Weiterlesen →

Heaven knows I’m miserable now…

Was die Sorge für eure Mitmenschen mit dem Kapitalismus zu tun hat

Möchtet ihr nicht auch manchmal auf dem Pausenhof, im Büro oder im vollen Vorlesungssaal aufstehen und schreien? Oder heulen? Weil die Arbeit nervt, die Uni nervt, die Schule nervt, die Ausbildung nervt, das Jobcenter nervt? Aber: (negative) Gefühle im öffentlichen oder halb-öffentlichen Raum ausleben, das geht irgendwie nicht. Mit der Zeit lernen wir nämlich ziemlich gut, dass bestimmte Gefühle ‚draußen‘ nichts zu suchen haben. Für diese Gefühle – sei es Stress in der Schule oder Scheiß-Erfahrungen mit Rassismus und Sexismus, die manche von uns jeden Tag machen – ist in der Öffentlichkeit wenig Platz. Denn es wird von Euch erwartet zu funktionieren. Ihr dürft zum Beispiel nicht mal eben bei der Arbeit blaumachen, weil euch jemand das <3 gebrochen hat. Die Gefühle, verbannt aus der Öffentlichkeit, sind damit nicht unbedingt aus der Welt. Sie holen uns im Privaten wieder ein und finden da ihren Ausdruck. Im besten Fall bekommen wir dort Unterstützung durch andere Menschen, im schlechteren Fall sind wir allein. Wir finden, dass auch diese Verbannung der Gefühle ins Private was mit dem Kapitalismus zu tun hat und genauso kritisiert gehört. Denn mal ehrlich, uns solls gut gehen, aber nicht damit wir besser arbeiten können, sondern damit wir ein schöneres Leben haben! Weiterlesen →

„Wir können doch eh nichts ändern…“

Warum das nicht zufällig die Ansicht vieler ist und was sich dagegen tun ließe

„Ob ich zur Demo gehe oder nicht, das macht doch eh keinen Unterschied!“ – Wer hat das nicht schon mal zu hören bekommen? Oder ist selber genau daran verzweifelt? Mit diesem Gefühl der Ohnmacht haben wir uns auseinandergesetzt. Weiterlesen →

Interview mit Zugezogen Maskulin

Der SaZ-Emo-Talk

SaZ: Ihr singt: „Wir distanzieren uns nicht von unseren autonomen Fans“. Musstet ihr das nach Hamburg, hört mittlerweile der spaßige Bezug auf Linksradikales auf?

Testo: Nein, aber wir singen auch nicht: Zündet Autos an, dann wären wir vielleicht häufiger gefragt worden.

SaZ: Wie wurdet ihr denn politisiert?

Testo: Ich bin überhaupt nicht politisiert worden, bin in Meck-Pomm aufgewachsen, fand schon relativ schnell Nazis uncool und war dann erst Punkrock und dann HipHop zugeneigt. Ich glaube, das war das erste Mal, dass für mich so Bauch-Linkes klar wurde: Alle Menschen sind gleich, niemand soll diskriminiert werden … Aber ich schreibe auch heute nicht meine Musik nach einem Theoriegebäude, es ist dabei nicht mein Anliegen, den Soundtrack für die linke Jugend zu machen. Ich will schon politisieren, aber ich hab gerade eher mehr Fragen als Antworten.

Grim104: Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und da gab es dann die eine linke politische Gruppe, die ich als total lustfeindlich wahrgenommen habe. Das waren so moralisch überlegene Superlinke. Weiterlesen →

You can stand under my umbrella!

Warum die radikale Linke geil und caring werden muss – Bericht eines Redaktionsmitglieds.

Eine männlich dominierte Gruppe, die jeden Dienstagabend schlecht gelaunt über Haupt- und Nebenwidersprüche debattiert, wobei der Unentspannteste den Ton angibt – so stellen sich die meisten Leute das Leben in der radikalen Linken vor. Auch deshalb hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass Leute, die die Gesellschaft für grundsätzlich falsch eingerichtet halten, ja wohl logischerweise permanent sturzunglücklich sein müssten.
Was für ein Blödsinn! Warum das Leben in der radikalen Linken selbst in rückschrittlichen Zeiten viel mehr Glück bietet als die bürgerliche Norm-Gesellschaft, und wie es noch besser werden könnte, erzählt der folgende Artikel. Weiterlesen →

Die Ausgabe No. 12

Die neueste Ausgabe der Straßen aus Zucker hat sich nichts weniger als die Frage vorgenommen, wie wir leben wollen. Hier kann diese runtergeladen werden. Und hier kommt das Vorwort.

„You may say I’m a dreamer“, heißt es in einem alten Lied von John Lennon, das nur noch im „70/80/90er-Mix und das Beste von Heute“ verramscht wird. Und es kann nun wirklich nicht behauptet werden, dass Viele von den Ideen, die in dem Lied vorgeschlagen werden, träumen: einer Welt ohne Nationen, Eigentum und Religion. Gerade in Zeiten von AfD, Pegida, FPÖ, SVP, IS, Trump, AKP, Front National, Duterte und anderer Bewegungen des Horrors kann es schnell albern scheinen, über eine „befreite Gesellschaft“ und Utopien nachzudenken. Wenn das nichts mit den aktuellen Kämpfen zu tun hat, sondern eine paradiesische Welt am Reißbrett entworfen wird. Ohne die vielen gescheiterten Versuche zu reflektieren, die es bereits gab. Und einen Masterplan brauchen die Leute, die dann die grundlegende Veränderung erstreiten werden, auch nicht. Wir wollten das Gegenteil tun: Uns in trüben Zeiten Gedanken darüber machen, wofür wir eigentlich streiten. Es war nicht leicht, bei vielen Dingen sind wir uns unsicher, manches wird nur angerissen. Aber, dass es sich lohnt dafür einzutreten, dass es endlich besser wird, das wissen wir. Und: „We hope some day you’ll join us“.