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Bürgipresse. Lügenpresse? Halt die Fresse!

Ein Kommentar von einem empörten Redaktionsmitglied.
In letzter Zeit geistert bei PEGIDA, den Friedensmahnwachen und anderen wirren Veranstaltungen, ob im Internet oder auf den Straßen, ein Wort herum: Lügenpresse. Da stellen sich mir folgende Fragen: Wer ist mit Lügenpresse gemeint und warum? Und: Wozu sind Presse – und Medien überhaupt – eigentlich da und was wird da wie geschrieben und erzählt?
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„… nix gemeinsam bis auf das Deutschlandtrikot!“

Deutschland geil finden, Feminist_innen hassen, Homosexuelle dissen – menschenfeindliche Einstellungen gibt es viele. Aber warum ist das eigentlich so und was genau verbindet all diesen Mist miteinander?
Ob es nun heißt, „die Griechen“ seien faul, Mädchen nicht so gut in Mathe, oder Homosexuelle nicht ganz normal – Ideologien findest du fast überall. Sie alle bauen auf einem falschen Verständnis unserer Gesellschaft auf. Sie liefern falsche Erklärungen für Dinge, die wir täglich wahrnehmen und die wir uns auf den ersten Blick nicht anders erklären können. Deshalb sind sie nicht bloße Wahnideen, die gar nix mit der Wirklichkeit zu tun haben, sondern knüpfen an unsere Lebensumstände an. Nur halt falsch. Wäre das nicht so, wer würde sie denn dann noch ernst nehmen?
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Hurra, Hurra, die Schule brennt!

Wir haben auf dem Schulhof mal rumgefragt, wie Schüler_innen am besten durch den Schulalltag kommen. Hier einige Tipps für euch:

Arbeit verschwinden lassen
Für die letzte Klassenarbeit hatte ich keine Zeit zum Lernen. Als die Arbeit eingesammelt wurde, habe ich meine schnell in meine Tasche gesteckt anstatt sie abzugeben. Eine Woche später sprach mein Lehrer mich darauf an und hatte ein total schlechtes Gewissen, weil er meine Arbeit wohl offenbar verloren hatte. Ich „durfte“ nochmal nachschreiben, hatte aber viel mehr Zeit zum Lernen und wusste schon ungefähr was drankommt.
Fridolin, 15 Jahre

Risiko erwischt zu werden: 2 Schwierigkeitsgrad: 1 Erfolgschancen: 2

SaZ sagt: Um die Arbeit kommst du so nicht rum, aber ein Anfang ist es.

Beton ins Klo
Die Bundeswehr sollte zu einer Infoveranstaltung in unsere Schule kommen. Darauf hatten ich und meine Freundinnen so gar keinen Bock. Im Internet haben wir gelesen, dass Toiletten ganz einfach mit Betonpulver zu verstopfen sind. Das war ’ne Sauerei kann ich euch sagen. Am nächsten Tag hatten wir alle frei und die Infoveranstaltung konnte leider nicht stattfinden.
Ursula, 14 Jahre

Risiko erwischt zu werden: 1 Schwierigkeitsgrad: 2 Erfolgschancen: 3

SaZ sagt: Wenn du Lust auf einen Schulwechsel hast…

Zusammenhalten
Es waren mal wieder viel zu viele Hausaufgaben, deswegen haben wir uns abgesprochen und sie alle nicht gemacht. Als wir gegenüber der Lehrerin behaupteten, dass es gar keine gab, glaubte sie uns zwar nicht, aber was sollte sie schon machen.
Fatma, 14 Jahre

Risiko erwischt zu werden: – Schwierigkeitsgrad: 3 Erfolgschancen: 3

SaZ sagt: Klappt nur wenn alle mitmachen, dann aber richtig gut.

Besuch bei Dr. Holiday
Ich brauchte einfach mal wieder eine Auszeit von der Schule. Alle wissen ja, dass Migräne oder Magen-Darm nicht sichtbar sind und dass Lehrer nicht gerne über gynäkologische Beschwerden sprechen. Im Internet gibt‘s unter „krank feiern“ auch noch weitere Krankheitsbilder. So einen Attest zu bekommen oder mal früher zu gehen ist nicht schwer.
Trudi, 17 Jahre

Tipps hierfür: http://www.krankheit-simulieren.de

Risiko erwischt zu werden: 1 Schwierigkeitsgrad: 2 Erfolgschancen: 3

SaZ sagt: Ein bisschen aufwendiger, aber auch später bei der Arbeit erfolgreich. Nur beschränkt durch maximale Fehlzeiten.

Mitmachen
Ich bin immer gut vorbereitet und habe noch keine Stunde verpasst. Manchmal baue ich auch meinen DUDEN neben mir auf, damit niemand abschreiben kann. Ich melde mich immer laut und deutlich, um besser zu sein als die anderen.
Herbert, 15 Jahre

SaZ sagt: Kann man machen, muss man aber nicht. „Spaßfaktor“ für niemanden außer für dich.

„Eine Schule für Alle“

Sandra Boger von Wild:LACHS für alle e.V. über Inklusion in der Schule

SaZ: Seit einigen Jahren versucht die Bildungspolitik, das gemeinsame Lernen von Menschen mit und ohne Behinderungen zu ermöglichen. Das läuft unter dem Begriff „Inklusion.“ Du bist in einem Verein aktiv, in dem sich Menschen mit Behinderungen für ein „inklusives Leben“ einsetzen. Was bedeutet Inklusion für dich?

Sandra: Inklusion bedeutet, dass alle Menschen ihre Potentiale nach ihren Vorstellungen und Möglichkeiten entwickeln können. Auf Bildung bezogen bedeutet das, es gibt eine Schule, auf die jeder Mensch gehen kann. Das drei- bzw. viergliedrige Schulsystem wäre demnach eigentlich überflüssig, da hier von vornherein in bestimmte Bahnen und Strukturen einsortiert wird und eine freie Entfaltung der individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten nicht gegeben ist. In diesem Sinne sollte der Lernort flexibel gestaltbar sein, d.h. Barrieren in jeglicher Form müssen gefunden und abgebaut werden. Ebenso müsste jede lernende Person ihren spezifischen Förderplan erhalten und nicht nur wie bisher die Schüler_innen mit sogenanntem Förderbedarf.

SaZ: Bei der Debatte um Inklusion geht es oftmals nur um Schüler_innen mit geistiger oder körperlicher Behinderung. Der Begriff der Inklusion umfasst aber noch viel mehr Merkmale, oder?

Sandra: Bei Inklusion geht es um Vielfalt und darum, dass jeder Mensch als einzelne Person anerkannt und respektiert wird – er kann einfach so sein, wie er ist. Es geht darum, miteinander zu leben und voneinander zu lernen, unabhängig von Merkmalen wie Behinderung, Migration, Geschlecht etc.

SaZ: Und wie sähe eine Schule in diesem Sinne aus?
Sandra: Das wäre eine Schule für Alle. Und das beinhaltet, dass eben auch die erforderlichen Bedingungen wie z.B. entspre- chendes Lehrpersonal und Lernmaterial vorhanden sind, da andernfalls Überforderungen, Misserfolge und Ausgrenzungen drohen. Natürlich entstehen solch inklusive Schulen nicht von heute auf morgen, sondern im Prozess. Aber genau deshalb ist es wichtig, Menschen nicht weiterhin in Sonderinstitutionen zu beschulen und darauf zu warten, dass irgendwann die Gesellschaft so weit ist und die Bedingungen passend sind.

SaZ: Täuscht das Konzept der Inklusion im Bildungssystem nicht darüber hinweg, dass es in kapitalistisch organisierten Gesellschaften immer Gewinner_innen und Verlierer_innen geben wird?
Sandra: Es täuscht nicht darüber hinweg, sondern ebnet den Weg in eine Gesellschaftsform höherer Solidarität. Sozusagen ist Inklusion kein Wertesystem. Der Anspruch ist, die an messbarer Leistung orientierte Gesellschaft zu überwinden, die Ketten zu sprengen und die Menschen schon von Anfang an darauf aufmerksam zu machen, an welchen Stellen es in unserer Welt systematisch zur Ausgrenzung kommt.

SaZ: Hast du den Eindruck, dass sich junge, auf welche Art und Weise auch immer behinderte Menschen, zusammenschließen und im Sinne der Inklusion politischen Druck ausüben?

Sandra: Ja, es gibt Aktionen hierzu. Beispielsweise fand im Sommer die zweite „Behindert und verrückt feiern Pride Parade Berlin“ statt. Außerdem gibt es Vereine und Arbeitskreise wie z.B. den AK moB (AK mit ohne Behinderung) und Wild:LACHS für alle e.V., die sich für das Thema Inklusion engagieren.

Zum Weiterlesen:
Wild:LACHS für alle e.V.
Arbeitskreis mit ohne Behinderung (AK moB)

Wie wir alle zu guten Staatsbürger_innen werden…

…oder wieviel Deutschland im Unterricht steckt.

Beobachtet man eine politische Diskussionsrunde im Fernsehen, taucht mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits nach wenigen Minuten der erste Brocken Stumpfsinn auf. „Die faulen Arbeitslosen sollen sich gefälligst zusammenreißen“ oder „die Flüchtlinge wollen uns nur ausnutzen“ – irgend so ein Klassiker kommt immer. Und doch fragt man sich immer wieder: Warum denken diese Menschen so? Die Menschen denken so, weil sie es so gelernt haben. Meinungen (auch unsere) fallen ja nicht vom Himmel. Meinungen werden gebildet! Zum Beispiel in unseren Familien, in unseren Freundeskreisen, auf der Arbeit – und natürlich in der Schule. Dass dort nicht nur Kurvendiskussion und das Periodensystem, sondern auch Werte gepredigt werden, ist keine geheime Agenda, sondern ausdrückliches Ziel.

Gelernte Staatsgläubigkeit oder: Verfassungen auswendig lernen ist ja auch irgendwie genug
Dass Fächer wie Gesellschaftskunde unsere Gesellschaft erläutern, ist logisch. Problematisch ist daran jedoch, dass wir die meiste Zeit nur lernen, wie dieses System funktioniert: eine Bewerbung schreiben, ein Konto eröffnen, wählen gehen, keine Polizist_innen ärgern… Es geht um die Frage, wie das Alles am Besten umgesetzt wird – und nicht etwa darum, ob das alles überhaupt wichtig und richtig ist. Natürlich darf manchmal darüber diskutiert werden, wie unsozial das neueste Gesetz zum Sozialabbau ist, wie sinnvoll die Legalisierung von Cannabis wäre oder was die Vorteile eines Wahlrechts für 16-Jährige sind. Die Grundlagen unserer Gesellschaft werden allerdings nicht angerührt, die Kritik an den Zuständen muss „im Rahmen bleiben“. Wir werden in unsere Gesellschaft eingeführt, indem wir lernen, sie ordentlich zu begründen und zu beschreiben. Wir lernen, gute Staatsbürger_innen zu sein.
Es ist also kein Wunder, dass unser gegenwärtiges System als gut begründet und alternativlos gilt. Dass die Menschen auch in der Lage wären, eine komplett andere Gesellschaft einzurichten, an der sie direkt mitbestimmen, in der es keinen Hunger und weniger Gemeinheiten gibt – das spielt weder in Schule noch in den politischen Diskussionsrunden im Fernsehen eine Rolle. Denn wie soll man auch grundlegend kritisch denken, wenn es einem nie beigebracht wird?
Diese Art der Staatsbürger_innenlehre ergibt im gegenwärtigen System durchaus Sinn: In einer Gesellschaft, in der politische Partizipation im Wesentlichen darin besteht, alle vier Jahre mal ein Kreuzchen machen zu dürfen, reicht es, wenn die Staatsbürger_innen in der Zwischenzeit brav und unauffällig bleiben, sich Gedanken über politische Detailfragen (PKW-Maut ja oder nein? Spitzensteuersatz 40% oder 45%?) machen und vielleicht ab und zu mal über die Nutzung eines ehemaligen Flughafens abstimmen. Eine Gesellschaft, die auf wirkliche politische Selbstbestimmung setzt, müsste in der Schule ganz anders lehren, politische Strukturen grundsätzlich zu hinterfragen und mitzugestalten. Davon sind wir aber weit entfernt.

Von polyamorösen Sachaufgaben und einer anderen Geschichtserzählung
Ob Schönheitsideale, Moralvorstellungen oder Feindbilder: Auch die Wertvorstellungen, die nicht ausdrücklich, sondern indirekt in der Schule vermittelt werden, sind sehr einseitig. Zum Beispiel in der Art und Weise wie über Geschlecht in Schulbüchern geredet wird. Ob in einer Geschichte im Deutschunterricht oder wenn es in Biologie um Geschlecht und Sexualität geht: Schwule und lesbische Paare treten hier selten bis nie auf, genauso wenig wie nichtmonogame Beziehungen oder Intersexualität thematisiert werden. Darauf, dass man mal in einer Matheaufgabe ausrechnen muss, wie viel Geld die kleine Judith und ihre beiden Papas Jan und Paul für ihre Wohnung bezahlen, wird man auch lange warten.
Und es geht noch weiter: Eine Studie über Schulbücher der Fächer Deutsch, Geschichte und Mathe der letzten 30 Jahre kam zu dem Ergebnis, dass dort Männer und Frauen fast immer in stereotypen Rollen auftauchen. Männer werden da meist am Arbeiten oder im Wettkampf gezeigt, Frauen sieht man hingegen fast nur bei ihrer Familie oder im Haushalt. Die alleinige Darstellung heterosexueller Beziehungen und stereotyper Rollenverteilung markiert nur diese als „normal“ und alles Andere als „abartig“ oder „unnormal“. So brennt sich bei Schüler_innen eine Vorstellung der Normalität ein, mit der viele Menschen ausgeschlossen werden und eine emanzipierte Gesellschaft in weite Ferne rückt.
Auch abseits von Geschlecht gibt es etliche Beispiele, wie konservative Grundannahmen indirekt in Schulbüchern weiter existieren und so Sexismus und Rassismus immer wieder auf‘s Neue herstellen. Das zeigt das Ergebnis einer Studie über die Darstellung Afrikas in deutschen Schulbüchern: Zwar wird oft von „einer Welt“ und „gemeinsam für Afrika“ gesprochen – in der Behandlung des Kontinents wird aber nur auf seine Schwächen eingegangen und Afrikaner_innen tauchen fast ausschließlich als passive Leidende auf, denen von deutschen Hilfsorganisationen geholfen werden muss. Dies wiederholt ein rassistisches Stereotyp, in dem Schwarze unfähig, unzivilisiert und auf die Hilfe von Weißen angewiesen sind. Dass die Armut in Afrika auch das Ergebnis von historischem Kolonialismus und aktuellen Handelsbeziehungen des Westens ist, wird selten erwähnt – ebenso wenig wie die Geschichte Afrikas vor der Kolonisation oder die afrikanischen Befreiungskämpfe. Als Schüler_in mit solchen Lehrmitteln muss man also ganz schön weit selbst denken, um über diese Tellerränder hinaus zu kommen.

Die Schule verändern heißt die Gesellschaft zu verändern
Die Art und Weise, wie Rollenbilder und politische Systeme in der Schule dargestellt werden, verändert sich natürlich. Schulbücher zeigen heute nicht mehr die gleichen Rollenbilder wie zur NS-Zeit. Seitdem wurden sehr viele Verbesserungen erkämpft. So hat sich die Frauenbewegung erfolgreich gegen allzu deutlichen Sexismus in Schulbüchern durchgesetzt. Das, was wir heute in der Schule vermittelt bekommen, spiegelt ungefähr die aktuellen Annahmen unserer Gesellschaft wieder.
Aber das ist immer noch schlimm genug! Denn gerade als Spiegel der Normalität übt die Schule eine beispiellose Macht aus. In der prägenden Zeit von Kindheit und Jugend ist sie die wichtigste Bildungsstätte – was wir hier als normal und gut gezeigt bekommen, prägt uns ein Leben lang. Dazu gehören auch Rassismus, Sexismus und Staatsgläubigkeit: Denkformen, die in unserer Gesellschaft immer noch normal sind und in der Schule gar nicht mehr auffallen.
Deshalb ist es um so wichtiger, dass wir diese Normalität immer wieder hinterfragen! Wenn Afrikaner_innen grundsätzlich als hilflos, Liebe grundsätzlich als heterosexuell und der Kapitalismus grundsätzlich als alternativlos dargestellt werden – dann sagen wir diesem Gelaber den Kampf an. Rassismus, Sexismus und Staatsgläubigkeit mögen weit verbreitet sein – richtig sind sie deshalb noch lange nicht! Deshalb denken wir selbst und machen den Mund auf. Denn anstatt stundenlang die Finessen der Parteiendemokratie zu büffeln, brauchen wir Räume für grundsätzliche Kritik – und Platz, um wirklich partizipative Politik zu lernen!

Zum Weiterlesen:

  • Freerk Huisken: „Erziehung im Kapitalismus“, 2016, 30 Euro, Klick!
  • Melanie Bittner: „Geschlechterkonstruktionen und die Darstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter* (LSBTI) in Schulbüchern”, Download hier.
  • Rassismus im Schulbuch? Eine Schulbuchanalyse am Beispiel von Afrikabildern, online hier.
  • Dissens e.V. – Geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen an der Schule
    http://www.dissens.de/de/publikationen/jus.php

Same same but different?

Zum Wandel im deutschen Rassismus
Sie mussten sich schon als besonders mutige Tabubrecher und Opfer einer angeblich linken Mehrheitsgesellschaft darstellen: Die „Das-wird-man-doch-noch-sagen-dürfen-Fraktion“ aus Sarrazin oder Buschkowksy und wie sie alle heißen, muss sich durchaus für ihre Hasstiraden rechtfertigen. Gut, mit ihren Büchern machen sie ordentlich Geld, aber einfach so gegen Migrant_innen zu hetzen, wird selbst von der CDU nicht (mehr) gern gesehen. Man will ja schließlich kein Nazi sein. Darüber hinaus existieren ungezählte Anti-Rassismus-Kampagnen, die von staatlicher Seite gefördert und unterstützt werden. Und im Sommer 2015 wurden an den Bahnhöfen in München und Frankfurt ankommende Geflüchtete bejubelt und Unzählige engagierten sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit. Ja, selbst die sonst so hetzerische „Bild“-Zeitung brachte eine arabischsprachige Beilage für Flüchtlinge in Berlin heraus und verwendete den Slogan und Hashtag #refugeeswelcome, der bisher nur auf Pullis von antirassistischen Aktivist_innen prangte. Ist Deutschland als neuer „Willkommensweltmeister“ eine Nation mit antirassistischem Konsens geworden?
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Lechts, rinks – extrem verwirrend

Warum es weiterhin Sinn ergibt, von „links“ und „rechts“ zu sprechen.
„Links“ und „rechts“ – beim Radfahren ganz praktische Begriffe, aber sind die politisch noch aktuell? Immer wieder ist zu hören, dass das verstaubte Kategorien seien, wir stattdessen in einem „postideologischen“, „postpolitischen“ Zeitalter leben würden. In letzter Zeit haben Bewegungen wie die „Montagsmahnwachen“ oder „PEGIDA“ stets betont, dass sie weder links noch rechts seien – nur in Sorge um Frieden, Volk und Vaterland. Die sogenannte „Extremismustheorie“ (siehe SaZ #3 und die Broschüre „Geheimdienst gib’ Handy) trägt ihr Übriges dazu bei: Sie behauptet, dass sich die beiden „Extreme“ links und rechts letzten Endes ähneln und annähern und beide in gleicher Weise die heile Mitte der Gesellschaft bedrohen. Diese gleichmachende Einstellung hat Konsequenzen: Politiker_innen quasseln zum Beispiel von „Linksfaschisten“, Projekte gegen Nazis müssen sich unter anderem von links abgrenzen, um staatliche Fördergelder zu erhalten. Die SaZ hingegen grenzt sich nicht ab, sondern präsentiert sich bekanntermaßen als linkes, ja links-radikales Blättchen. Aus welchen Gründen wir das tun, wollen wir hier erklären.
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SaZ # 11 ist da!

Sie ist da! SaZ No 11 erschienen

Straßen aus Zucker sagt ja gerne mal, wie’s is. Das ist uns selten so schwer gefallen wie jetzt, because it’s fucking complicated! Besorgte Eltern protestieren noch im Jahr 2015 für Homophobie in der Schule. Im gleichen Jahr tragen mitten in Berlin mehrere tausend abgedrehte Christen Kreuze auf die Straße und demonstrieren für mehr ungewollte Schwangerschaften. Deutschland, das miese Stück Weltmacht, prahlt mit offenen Grenzen und offenen Armen und verabschiedet Gesetze, die Ausgrenzung von Geflüchteten noch stärker und Asylanträge noch aussichtsloser machen als bisher. Und trotzdem riskieren doch Menschen ihr Leben und durchqueren Länder und Meere, um hier in Sicherheit zu sein. Zum Beispiel vor lebensbedrohlichen Islamisten. Wie können wir gegen diese argumentieren, ohne uns mit den Abendländischen Patridioten gegen Islamisierung die Argumente zu teilen? Was macht überhaupt diese Erklärungen so beliebt, die auf „Angst und Besorgnis“ basieren und auf die Unterscheidung von einem guten „Wir“ und einem bösen „Die Anderen“ hinauslaufen? Warum nicht endlich mal auf gutes Leben für alle und keine Angst für niemand? Verdammt?! Eine Ausgabe voller Versuche, Erklärungsversuche zu erklären. Und eine Ausgabe mit O-Tönen von Menschen, die sich weltweit dem ganzen Schlamassel widersetzen.

Lest hier on­line oder be­stellt euch Aus­ga­ben zum Lesen und Ver­tei­len, an saz@riseup.net.

Cover #11

Mir ist bewusst, dass mensch immer eine Alternative hat. Aber die Angst am Ende allein dazustehen war größer.

Hallo SaZ Team,

Mir hat die 10 Ausgabe sehr gut gefallen. Ich gehe selber noch zur
Schule und besuche derzeit die 12. Klasse.
Für mich war von Anfang an klar, dass ich Abitur mache obwohl meine
Eltern die mittlere Reife haben. Naja, in den letzten Jahren hab ich
angefangen mich mit dem Thema Kapitalismus etc. zu beschäftigen und habe
angefangen Schule im Allgemeinen zu hinterfragen. Ich habe mir so oft
gedacht, du könntest dein Pflichtjahre machen und einfach aufhören.
Dann kannst du das machen was du wirklich willst, das lernen was du
wirklich willst. Aber letztendlich ist das alles dann doch nicht so
einfach wie in der Vorstellung. Weiterlesen →

Interview mit K.I.Z. – „Nach dem Atomschlag wird man eventuell nicht mit einem Feigenblatt durch die Gegend hüpfen“

Wir trafen Maxim, Tarek, Nico und Sil-Yan von KIZ, um über ihr aktuelles Nummer 1-Album, das Leben nach dem Kapitalismus, nervige Interviews, Sprachpolitik und Ironie zu reden.

SaZ: In der Vorbereitung auf das Interview hatten wir uns auf ein Streitgespräch über Gewaltverherrlichung und Sexismus eingestellt. Und dann sahen wir Euer Video zu „Hurra die Welt geht unter“ und wurden erst mal so richtig sentimental. Das Video hat die ganze Sehnsucht auf ein anderes Leben aufflammen lassen, in dem niemand mehr auf Parkbänken schlafen muss, man nur drei Stunden zu arbeiten braucht, Kinder mit „Monopoly“, Konkurrenz und Geld nichts mehr anfangen können und Pässe im Feuer schmelzen, wie es im Lied heißt. Wann habt ihr diese Sehnsüchte nach dem ganz Anderen das erste Mal gespürt?

Sil-Yan: Meine Mutter kommt aus Ungarn und ich bin in Berlin geboren und hab viel Zeit in Ungarn verbracht. Ich konnte also erleben, was es heißt, wenn man nicht von einem Pass Weiterlesen →